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Von Liebeskummer, Unsicherheiten und Selbstschutz

Aktualisiert: 14. Juli


Ein fragender Blick, zwischen uns steht bereits die Luft, wir schwitzen, es ist heiß und es wird nur heißer. Eine Szene aus einem spicy Fantasyroman? You wish. Wenn wir vom ZSG Tirol uns den steigenden Temperaturen zum Trotz in Tirols Klassenzimmern den Fragen von Jugendlichen stellen, kann das nur eines bedeuten: Für die Schüler:innen ist die Freiheit der Sommerferien zum Greifen nah, geträumt wird von Strand und Badeseen, lauen Nächten mit Freund:innen und möglicherweise einer ersten Liebe, die länger als einen Sommer anhält. Erwachsen-werden? Alles gar nicht so einfach, am wenigsten das mit der Liebe.


Wir fächern uns also gegenseitig kühle Luft zu, während wir auf Augenhöhe mit den Schüler:innen Strategien entwickeln gegen Liebeskummer (denn nichts tut so weh wie der erste, wir erinnern uns). Wir fangen Unsicherheiten auf („…tut das erste Mal weh?“, „…muss ich das mögen?“), sprechen über Normen und Körperbilder und geben Strategien an die Hand, um verantwortlich mit der eigenen Gesundheit umzugehen. Wir sprechen über geschlechtsbezogene Gewalt, drängelnde Freund:innen und Grenzen. Wir sind gemeinsam wütend über gesellschaftlichen Druck und stehen helfend zur Seite, wenn die Jugendlichen versuchen herauszufinden, wie sie individuell selbstbestimmte und selbstbewusste Entscheidungen treffen können.


Es ist bereits Ende Juni als ich in einem Mädchen*workshop eine anonym an mich gestellte Frage aufgreife. Vorsichtig frage ich in die Runde: „Da fragt jemand nach Ideen, wie man beim Sex sagen kann, was man mag und was man nicht mag. Fällt uns als Gruppe was dazu ein?“ Beklemmung meldet sich bei mir, ich befürchte Schweigen, Unsicherheit, im schlimmsten Fall ein Gefühl bei den Mädchen* von „aushalten-müssen-und-das-ist-halt-so“. Das Gegenteil ist der Fall. Selbstbewusst, aber mitfühlend und verständnisvoll mit der anonymen Fragerin, sprechen sie über Kommunikation und überlegen sich miteinander sehr ernsthafte Lösungen. Ich will es genau wissen und bohre nach: „Aber was, wenn das für eine Person nicht so einfach ist, etwas zu sagen?“ Eines der Mädchen* schaut mich direkt an, lacht ein bisschen und antwortet trocken: „Nein, nein, Selbstschutz vor Fremdschutz. Das muss so. Immer.“ Ich kann nicht anders als zurückzugrinsen und bei fast 30 Grad im Klassenzimmer denk ich mir, jetzt darf der Sommer kommen. The kids are alright.


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